Nadine Ziemert erhält Momentum-Förderungen der Volkswagen-Stiftung
Nadine Ziemert erhält als eine von drei Erstberufenen an der Universität Tübingen mehr als 900.000 Euro zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung ihrer Professur.
Eine Pipeline zur Vorhersage und Produktion neuer Antibiotika
Wie lassen sich neue Antibiotika schneller entdecken? Diese Frage steht im Zentrum des Momentum-Vorhabens von CMFI Vorstandsmitglied Nadine Ziemert. Mit dem Projekt „Eine durch maschinelles Lernen gesteuerte Pipeline zur Vorhersage und Herstellung neuer Antibiotika“ will sie die Suche nach dringend benötigten Wirkstoffen gegen krankheitserregende Bakterien systematisch angehen und beschleunigen. Sie erhält rund 940.000 Euro.
Bakterien produzieren natürlicherweise eine Vielzahl chemischer Verbindungen, sogenannte Sekundärmetabolite. Mit diesen Stoffen reagieren sie flexibel auf Umweltveränderungen. Aus menschlicher Perspektive stellen sie ein bedeutendes Reservoir für die Entwicklung neuer Wirkstoffe dar – insbesondere angesichts wachsender Resistenzen vieler Krankheitserreger gegen vorhandene Antibiotika. Zwar konnten dank Fortschritten in der Genomik und verbesserten Sequenziertechnologien bereits erste Wirkstoffe identifiziert werden, doch viele potenzielle Substanzen bleiben bislang unentdeckt, da sie entweder unter normalen Bedingungen nicht von den Bakterien produziert werden oder aus nicht kultivierbaren Mikroorganismen stammen.
Nadine Ziemert nutzt aktuelle Methoden aus der Mikrobiologie und Bioinformatik, um das sogenannte Genome Mining weiterzuentwickeln. Ziel ist es, genetisch kodierte Biosynthesewege mit potenziellen Zielmolekülen anderer Krankheitserreger in Zusammenhang zu setzen und so gezielt neue Wirkstoffe vorherzusagen und zu produzieren. Dafür kombiniert sie Algorithmen des maschinellen Lernens mit Methoden der synthetischen Biologie und Molekularbiologie.
Universität Tübingen dreifach erfolgreich
Bei der Einwerbung einer Momentum-Förderung der Volkswagen-Stiftung für erstberufene Professorinnen und Professoren verzeichnet die Universität Tübingen in diesem Jahr einen dreifachen Erfolg: Gefördert werden Professorin Rosa Lozano-Durán vom Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen, Professor Marcus Scheele vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie und Professorin Nadine Ziemert vom Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin.
Die zwei anderen Geförderten beschäftigen sich mit:
- Lernen von Proteinen: Verbesserte Quantenpunkt-Lichtquellen
Marcus Scheele forscht an der Erzeugung von hochgeordneten Superkristallen aus kolloidalen Quantenpunkten, die als energieeffiziente Lichtquellen genutzt werden können. Sein Momentum-Vorhaben trägt den Titel „Mit Methoden der Proteinkristallisation zu neuen Quantenpunkt-Lichtquellen“ (QuantumLeaP).
- Einblick ins Infektionsgeschehen: Wie Viren den Zellkern umorganisieren
Rosa Lozano-Durán will mit ihrem Momentum-Vorhaben „NEWCLEAR – Einblick in den viralen Umbau des Kerns“ die Vorgänge in infizierten Zellen genau untersuchen.
Die Momentum-Förderung
Die Volkswagen-Stiftung richtet sich mit der Momentum-Förderlinie an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachgebiete in den ersten drei bis fünf Jahren nach Antritt ihrer ersten Lebenszeitprofessur. Mit der hochdotierten Förderung sollen im Wissenschaftsbetrieb Freiräume für neues Denken in Forschung und Lehre im Universitätsalltag eröffnet werden. Gefördert werden Konzepte zur strategischen und inhaltlichen Weiterentwicklung der Professur. Die Bezeichnung „Momentum“ wählte die Volkswagen-Stiftung mit der Wortbedeutung des entscheidenden Augenblicks und für den englischen Begriff der physikalischen Größe für den Impuls.
Mit der „Momentum-Förderung für Erstberufene“ unterstützt die Volkswagen-Stiftung Professorinnen und Professoren in den ersten Jahren nach ihrer Berufung. Sie sollen Spielraum erhalten, um ihre Forschungsarbeit langfristig weiterzuentwickeln oder sich mit neuen Themen zu beschäftigen. Die hochdotierte Förderung wird für einen Zeitraum von vier Jahren bewilligt, eine Weiterbewilligung von zwei Jahren ist möglich. Deutschlandweit hat die Volkswagen-Stiftung in diesem Jahr nur elf Anträge bewilligt.
„Es ist ein schöner Erfolg, dass gleich drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf ihrer ersten Professur an der Universität Tübingen die renommierte wie auch hochdotierte Momentum-Förderung der Volkswagen-Stiftung einwerben konnten“, sagt Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, die Rektorin der Universität Tübingen. „Dass in dem fachoffenen Verfahren Anträge aus ganz verschiedenen Bereichen bewilligt wurden, zeigt einmal mehr, dass die Universität über ein großes Themenspektrum hinweg stark aufgestellt ist.“
(Text/Quelle: Nach einer Pressemitteilug der Universität Tübingen, 13.05.2025)
Prof. Dr. Nadine Ziemert
Universität Tübingen
Interfakultäres Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin
Angewandte Naturstoffgenomik
Telefon +49 7071 29-78841
E-Mail: nadine.ziemert@uni-tuebingen.de
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Leon Kokkoliadis
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