„Lösungen für Probleme der heutigen Zeit“: CMFI Forschende erhalten Technologietransferpreis
Das Institut für Wissensmanagement und Wissenstransfer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen zeichnet Forschende der Universität Tübingen mit dem Technologietransferpreis aus.
„Betriebe leben von Innovationen und machen sich deshalb auch Ergebnisse aus der Forschung zunutze“, berichtete Lucia Schmid auf den Reutlinger Innovationstagen, Mitglied der IHK-Vollversammlung. Im Rahmen der Eröffnung der Reutlinger Innovationstage erhielten vier universitäre Forschungsteams den Preis für exzellenten Technologietransfer Neckar-Alb. Sie haben gemeinsam mit Unternehmen ihre Erkenntnisse in konkrete Produkte und Prozesse umgesetzt. „Mit ihren Projekten aus den Bereichen Medizin, Chemie, Energie und Prozessautomatisierung leisten die Forscherinnen und Forscher einen wichtigen Beitrag zur Lösung aktueller Probleme“, erkannte Schmid die Leistung der Projektteams bei der Preisübergabe an.
Evi Stegmann, Wolfgang Wohlleben (beide CMFI) und Naybel Hernandez Perez vom Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin (IMIT) der Universität Tübingen erhalten den Technologietransferpreis für ihr Forschungsprojekt zur Substanz EDDS, das sie in Kooperation mit dem Chemieunternehmen CHT umgesetzt haben.
Projektbeschreibung:
In der Industrie, Landwirtschaft, Wasseraufbereitung und Medizin wird der chemische Stoff EDTA großtechnisch eingesetzt. EDTA ist jedoch schwer abbaubar und stellt eine Umweltgefahr dar. Daher wird nach Alternativen gesucht, die vergleichbare chemische Eigenschaften aufweisen, aber biologisch abbaubar sind. Eine solche Alternative bietet EDDS, das vom harmlosen Bodenbakterium Amycolatopsis japonicum produziert wird.
Das Tübinger Forschungsteam hat eine Bakterienmutante entwickelt, die [S,S]-EDDS in großen Mengen produziert ohne durch Störfaktoren gehemmt zu werden. Das Projekt baut auf den Arbeiten zu EDDS auf, die in der Arbeitsgruppe Evi Stegmann etabliert wurden. Nun sollen die gewonnenen Erkenntnisse in großtechnologische industrielle Anwendungen überführt werden. Die biotechnologische Produktion von EDDS im industriellen Maßstab könnte den Einsatz von EDTA erheblich verringern und die Herstellung umweltfreundlicher Produkte ermöglichen.
Das Unternehmen CHT hat EDDS bereits in ihren Produkten getestet und dessen Eignung bestätigt. Gemeinsam mit dem Forschungsteam wird nun an der industriellen EDDS-Produktion gearbeitet.
Der Preis für Exzellenten Technologietransfer Neckar-Alb
Das Institut für Wissensmanagement und Wissenstransfer (IWW) der IHK Reutlingen würdigt mit dem Preis für Exzellenten Technologietransfer Neckar-Alb seit 2014 Forschende der vier Hochschulen der Region Neckar-Alb für ihren konkreten Einsatz beim Technologietransfer. Die Preisträger werden von einer Jury aus Wirtschaft und Wissenschaft ermittelt. Die Preisübergabe 2024 fand im Rahmen der Reutlinger Innovationstage statt.
Den Technologietransferpreis 2024 haben erhalten:
Universität Tübingen:
Prof. Dr. Evi Stegmann und Prof. Dr. Wolfgang Wohlleben mit Dr. Naybel Hernandez Perez
Kooperationspartner: CHT Tübingen
Forschungsbereich: Chemische Substanzen
Hochschule Albstadt-Sigmaringen:
Prof. Dr. Jörg Bergemann mit Dr. Daniel Schniertshauer
Kooperationspartner: Boehringer Ingelheim, Biberach an der Riß
Forschungsbereich: Medikamentenforschung und -entwicklung
Hochschule Reutlingen:
Prof. Dr. Sabine Löbbe und Werner König
Kooperationspartner: Adelhelm Kunststoffbeschichtungen GmbH, Eningen u.A. BKW Kälte-Wärme-Versorgungstechnik GmbH, Wolfschlugen
Karl Schlegel GmbH, Dotternhausen
Dorfbäckerei Tiefenbach, St. Johann-Würtingen
Weinmann Holzbausystemtechnik GmbH, St. Johann
Rolf Windhösel GmbH & Co. KG, Sonnenbühl
Forschungsbereich: Unternehmens- und mitarbeiterorientiertes Energiemanagement (EmSenQua)
Hochschule Reutlingen:
Prof. Dr. Wolfgang Echelmeyer mit seinem Team Mert Mete und Tuan Nguyen
Kooperationspartner: Tubex GmbH, Rangendingen
Forschungsbereich: Prozessautomatisierung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
(Quelle: Pressemitteilung IHK, 1.7.2024, Redaktion: Leon Kokkoliadis)
Die Projekte:
Hochschule Albstadt-Sigmaringen: Prof. Dr. Jörg Bergemann mit Dr. Daniel Schniertshauer Beteiligtes Unternehmen: Boehringer Ingelheim, Biberach an der Riß Forschungsbereich: Medikamentenforschung und -entwicklung
Projektbeschreibung: In einem gemeinsamen Projekt haben Wissenschaftler an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und bei Boehringer Ingelheim zusammengearbeitet, um zwei seltene Krankheiten zu untersuchen: die Systemische Sklerose und die Idiopathische Lungenfibrose (IPF). Beide Krankheiten verursachen Entzündungen und Vernarbungen im Gewebe, die derzeit nicht heilbar sind und mit einer hohen Mortalität einhergehen. Im Projekt wurde ein neues Zellkulturmodell entwickelt und Medikamente getestet, um die fibrotischen Prozesse besser verstehen und behandeln zu können. Ein weiterer Vorteil: Durch das entwickelte Zellkulturmodell können Tierversuche zum Teil ersetzt werden. Diese Forschung könnte durch ein neues Medikament, das sich bei Boehringer bereits in der letzten Phase der klinischen Entwicklung befindet, bessere Behandlungsmöglichkeiten für Patienten bieten und darüber hinaus die Region als Standort für innovative Medizin stärken.
Universität Tübingen: Prof. Dr. Evi Stegmann und Prof. Dr. Wolfgang Wohlleben mit Dr. Naybel Hernandez Perez
Kooperationspartner: CHT Tübingen
Forschungsbereich: Chemische Substanzen
Projektbeschreibung: In der Industrie, Landwirtschaft, Wasseraufbereitung und in der Medizin wird großtechnisch der chemische Stoff EDTA eingesetzt, beispielsweise in Wasch- oder Düngemitteln. EDTA ist allerdings nur schlecht biologisch abbaubar. Das Interfakultäre Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin (IMIT) in Tübingen hat eine umweltfreundliche Alternative dazu entwickelt. Die Verbindung [S,S]-EDDS, die von einem Bodenbakterium produziert wird, kann Metalle genauso effektiv binden wie EDTA, ist aber biologisch abbaubar. Eine in Tübingen entwickelte Bakterienmutante ermöglicht nun die Produktion von [S,S]-EDDS, ohne durch Störfaktoren abzusterben. Wenn die Produktion von EDDS auf diesem Weg im industriellen Maßstab möglich ist, können durch den Ersatz von EDTA umweltfreundlichere Produkte hergestellt werden.
Hochschule Reutlingen: Prof. Dr. Sabine Löbbe und Werner König
Kooperationspartner: Adelhelm Kunststoffbeschichtungen GmbH, Eningen u.A. BKW Kälte-Wärme-Versorgungstechnik GmbH, Wolfschlugen
Karl Schlegel GmbH, Dotternhausen
Dorfbäckerei Tiefenbach, St. Johann-Würtingen
Weinmann Holzbausystemtechnik GmbH, St. Johann
Rolf Windhösel GmbH & Co. KG, Sonnenbühl
Forschungsbereich: Unternehmens- und mitarbeiterorientiertes Energiemanagement (EmSenQua)
Projektbeschreibung: EMSenQua setzt auf ein ganzheitliches Energiemanagement in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Ziel des Projekts ist es, durch gezielte Qualifizierungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen das Energiemanagement in diesen Unternehmen zu institutionalisieren. Dabei werden die beteiligten Firmen bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen unterstützt, um eine nachhaltige Umweltentlastung zu erreichen. Das Projekt fördert nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, indem es ihnen wichtige Kompetenzen im Energiemanagement vermittelt. So trägt EMSenQua dazu bei, die Energieeffizienz in KMUs zu steigern und die Umwelt nachhaltig zu entlasten.
Hochschule Reutlingen: Prof. Dr. Wolfgang Echelmeyer mit seinem Team Mert Mete und Tuan Nguyen
Kooperationspartner: Tubex GmbH, Rangendingen
Forschungsbereich: Prozessautomatisierung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
Projektbeschreibung: Im Rahmen eines neuen Projekts wird ein „Digital Twin“ für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) entwickelt und getestet. Ziel ist es, eine Datenarchitektur zu schaffen, die Ist-Prozesse in Echtzeit digitalisiert und überwacht. Zudem soll das System das Potenzial zukünftiger Prozessoptimierungen bewerten, besonders im Bereich der Automation. Durch diese Technologie können KMUs ihre Abläufe effizienter gestalten und Optimierungsmöglichkeiten besser erkennen. Das beteiligte Unternehmen konnte durch die Kooperation erhebliche Vorteile für seine Prozessautomatisierung erzielen.
Prof. Dr. em. Wolfgang Wohlleben
Universität Tübingen
Interfakultäres Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin
Mikrobiologie/Biotechnologie
wolfgang.wohlleben@biotech.uni-tuebingen.de
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PD Dr. Efthimia Stegmann
Universität Tübingen
Interfakultäres Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin
Mikrobiologie/Biotechnologie
Leon Kokkoliadis
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
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