Science2Start-Wettbewerb: Erster Platz für CMFI PIs
Evi Stegmann und Wolfgang Wohlleben belegen ersten Platz mit Verfahren zur biotechnologischen Produktion des biologisch abbaubaren Metallchelators Ethylendiamin-disuccinat ([S,S]-EDDS)
Im Rahmen des "BioRegio STERN"-Sommerempfangs 2023 in Stuttgart/Fellbach wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des Science2Start-Wettbewerbs bekannt gegeben. Ausgezeichnet wurden Ideen von Forschenden und Gründern, die nach Meinung einer Expertenjury besonderes wirtschaftliches Potenzial haben.
Den ersten Platz belegte das Team um die CMFI Principal Investigator Evi Stegmann und Wolfgang Wohlleben vom Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin (IMIT) der Universität Tübingen. Gemeinsam mit ihrer Doktorandin Naybel Hernández Pérez gelang ihnen die biotechnologische Produktion eines biologisch abbaubaren Metallchelators, der als Zusatzstoff beispielsweise in Waschmitteln, Kosmetik und Lebensmitteln eingesetzt wird. Die bisher aus fossilen Rohstoffen synthetisierte Verbindung ist in konventionellen Kläranlagen kaum abbaubar.
Evi Stegmann und Wolfgang Wohlleben haben mit ihrer Forschung den Grundstein für die biotechnologische Produktion von Ethylendiamin-disuccinat ([S,S]-EDDS) gelegt, einer Alternative zu Ethylendiamin-Tetraacetat (EDTA). Der Metallchelator EDTA wird unter anderem kommerziell in großen Mengen in der Textil- und Papierindustrie, als Zusatzstoff in Kosmetika und Lebensmitteln sowie in medizinischen Produkten und in der Landwirtschaft eingesetzt.
„Die aus fossilen Rohstoffen synthetisierte Verbindung ist in konventionellen Kläranlagen kaum abbaubar. EDTA wird daher zunehmend zur Umweltbelastung, in einigen westlichen Ländern wurde der Einsatz für bestimmte Anwendungsgebiete bereits eingeschränkt. Es freut mich sehr, mit unserer Forschung eine Lösung für dieses Problem erarbeitet zu haben,“ meint Evi Stegmann.
Der von dem Bodenbakterium Amycolatopsis japonicum produzierte Metallchelator [S,S]-EDDS besitzt vergleichbare komplexbildende Eigenschaften, ist aber im Gegensatz zu EDTA vollständig biologisch abbaubar. Die biotechnologische Herstellung von [S,S]-EDDS scheiterte bisher daran, dass seine Synthese in A. japonicum bereits durch sehr geringe Zink-Konzentrationen gehemmt wird, die als Kontamination beispielsweise in Fermentern, Glasgefäßen oder Medienbestandteilen vorliegt. Etwa zehn Jahre liegen die ersten Forschungsarbeiten am IMIT inzwischen zurück. Nun gelang es dem Team mittels „Genetic Engineering“ eine A. japonicum-Mutante zu generieren, die auch in Gegenwart von Zink große Mengen an [S,S]-EDDS produzieren kann. Diese Mutante und die Etablierung eines einfachen Aufreinigungsverfahrens bilden nun die Grundlage für die Etablierung einer industriellen [S,S]-EDDS-Produktion.
Die Jury zeichnete die ersten drei Plätze im Science2Start-Wettbewerb aus. Die Preisträger erhalten Preisgelder in Höhe von insgesamt 4.500 Euro und professionelle Beratung zur Ausgründung.
(Pressemitteilung BioRegio STERN / Leon Kokkoliadis)