Welche Rolle spielen Darmbakterien bei der Krebsimmuntherapie?
Tübinger Mikrobiomforscher erhält ERC-Förderung zur Erforschung des Zusammenspiels von Mikrobiom und Krebsimmuntherapie
Für sein Forschungsprojekt „Leveraging the impact of gut microbes to advance the efficacy of CAR-T cell immunotherapy“ erhält Prof. Dr. Christoph Stein-Thoeringer, Professor für Klinische Infektiologie und Translationale Mikrobiomforschung an der Medizinischen Fakultät Tübingen, einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC). Das Projekt zur Erforschung des Einflusses des Mikrobioms auf den Erfolg von sogenannten CAR-T-Zell-Therapien wird über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt rund zwei Millionen Euro gefördert. Mit den ERC Consolidator Grants unterstützt der ERC exzellente Forscherinnen und Forscher bei der Festigung ihrer wissenschaftlichen Karriere.
Die sogenannte „Chimären Antigenrezeptor T-Zell Therapie“ (CAR-T-Zell-Therapie) stellt den neuesten Meilenstein in der Behandlung von Krebs durch Immuntherapien dar. Mithilfe eines gentechnologischen Verfahrens können körpereigene T-Zellen im Labor zu Chimären Antigenrezeptor-T-Zellen, kurz CAR T-Zellen, umgewandelt und anschließend in den menschlichen Organismus zurück transferiert werden. Mit diesen Antigenrezeptoren ausgestattet sind die T-Zellen dann in der Lage, die Tumorzellen im Körper aufzuspüren und zu vernichten. Trotz des großen Erfolges der CAR-T-Zell-Therapie insbesondere gegen Lymphome, gibt es noch Verbesserungspotenzial.
Gerade in Bezug auf den langfristigen Behandlungserfolg besteht Optimierungsbedarf. Bei knapp 60 Prozent der Personen, die sich einer CAR-T-Zell-Therapie unterziehen, kommt es zu einem Rezidiv der hämatologischen Tumorerkrankung. Die größte Herausforderung besteht nun darin, herauszufinden, warum die CAR-T-Zelltherapie versagt und ob es Biomarker gibt, die das Ansprechen auf diese Therapie noch vor der eigentlichen Verabreichung der CAR-T-Zellen vorhersagen.
Hier kommt das Mikrobiom ins Spiel. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass das Darmmikrobiom eine wichtige Rolle bei der Immunität und der T-Zellen-gesteuerten Krebsimmuntherapie spielt. Prof. Stein-Thoeringer und seine Forschungsgruppe konnten bereits in jüngster Vergangenheit Indizien dafür finden, das bestimmte Darmbakterien die Vorhersage, ob eine CAR-T-Zell-Therapie von Erfolg gekrönt ist oder nicht, ermöglichen. Mit seiner Mikrobiomforschung will er nun nicht nur die Vorhersage des Ansprechens von CAR-T-Zell-Immuntherapien bestimmen, sondern durch mechanistische Forschung an Interaktionen von Darmmikroben mit Immunzellen und CAR-T-Zellen in Patientinnen und Patienten ein besseres Verständnis des Mikrobioms gewinnen. Das soll in Zukunft helfen, die Erfolgsaussichten von Immuntherapien bei Krebspatientinnen und Krebspatienten zu verbessern.
Christoph Stein-Thoeringer ist mit seiner Forschungsgruppe „Translationale Mikrobiomforschung“ an der Medizinischen Klinik Innere Medizin I angehangen. Darüber hinaus ist er Vorstandsmitglied des Tübinger Exzellenzclusters „Controlling Microbes to Fight Infections“ (CMFI) und ist Teil des neu geschaffenen Forschungszentrums M3.
Über ERC
Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert themenoffen exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Teams mit bahnbrechenden Forschungsprojekten in verschiedenen Förderlinien für die jeweils passende Karrierestufe. Für die diesjährigen Consolidator Grants hat der ERC aus 2130 Bewerberinnen und Bewerbern 308 Forschende ausgewählt. Die Zuschüsse in Höhe von insgesamt 627 Millionen Euro sind Teil des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation „Horizont Europa“.
(Text: Press Release University Hospital Tübingen, 23.11.2023)
Related Articles
Frankfurter Allgemeine Zeitung